Wilhelm Grimm sagt zu den Kinder- und Hausmärchen:
„In allen Märchen sind die Überreste eines alten Glaubens, der sich bildhaft in übersinnlichen Dingen ausspricht."

Dies Mythische gleicht kleinen Stücken eines zersprungen Edelsteins, die auf dem Gras und Blumen überwachsen Boden verstreut liegen und nur von dem schärfer blickenden Auge entdeckt werden.

Die Märchen reden in einer „Bildsprache“ und haben eine unvergleichliche Lebendigkeit.
Sie sind kein Farbenspiel gehaltloser Phantasie.

Es geht bei den Helden des Märchens nicht um einzelne im Irdischen handelnde Persönlichkeiten, sondern die Handlung zeigt seelische geistige Entwicklungen jedes einzelnen Menschen. Märchen sind innere Schicksale und Entwicklung des einzelen Menschen in Bildern.

Jedes Märchen gleicht einem kleinem Drama, das auf unserer inneren Bühne spielt. 
Es ist der Umgang der Menschenseele mit sich selbst.

Märchen sind für Kinder und Erwachsene geistige Nahrung.

Ziel ist die Harmonie der Seelenkräfte mit dem höherem Selbst. Bilder von unbezwingbarem echten Seelenmut, die das Unmögliche wahr werden lassen. Bilder, die uns zeigen, wie die guten u. reinen Seelenkräfte oft nach langen leidvollen Wegen siegen. Die Wirkung baut im Unterbewusstsein wertvolle Engerien auf. Daraus schöpft das Kind wie der Erwachsene Energien und Vertauen in die Zukunft aus dem Unterbewusstsein.

Kinder

Das Märchen ist der Zauberspiegel, der die innere Welt des Kindes wiederspiegelt, seine Ängste, Wünsche und Phantasien und zeigt auf welche Entwicklungsschritte zu seiner Reifung notwendig sind.

Märchen sind von großer Bedeutung für die psychologische Entwicklung des Kindes.

Das Märchen gibt dem Kind die Möglichkeit die inneren Konflikte, die es in den verschiedenen Phasen seiner seelischen geistigen Entwicklung hat, intuitiv zu erfassen und in der Phantasie auszuleben und zu lösen. Darum nimmt das Kind die Bilder der echten Märchen mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit auf, mit einem Seelenhunger und will die Märchen immer wieder hören.

Das Kind projeziert seine inneren Ängste auf die negativen Figuren im Märchen, und identifiziert sich mit den Helden im Märchen welche die bösen Figuren immer besiegen. Wenn die bösen Gestalten im Märchen überwunden werden, erfährt das Kind, dass existenzbedrohende Kräfte besieg werden können.

Dabei ist es wichtig, dass der Märchenheld ein gewöhnlicher Mensch, häufig sogar ein zurückgesetztes Kind, mit dem es sich identifizieren kann.

Erklärungen und Deutungen braucht das Kind nicht, es würde vieles zerstören und es verunsichern. Man sollte daher nie mit Kindern Märchen analysieren.

Die meisten modernen Kinderbücher verschweigen dem Kind, dass viele Schwierigkeiten im Leben, ihre Ursache in der menschlichen Natur haben, in der Neigung aus Zorn und Angst, unsozial, egoistisch zu handeln. Kinder wissen genau, das sie nicht immer gut sind, und oft wenn sie es sind, nicht sein wollen.

Sie fühlen sich deshalb oft mit ihren schlimmen Ängsten,zornigen, chaotischen Phantasien, mit der Angst vor Sexualität, Angst nutzlos, verlassen und ausgestossen zu sein, wie auch den grenzenlosen Bedürfnis geliebt zu werden allein.

Das Märchen nimmt die existentiellen Ängste sehr ernst und spricht sie unmittelbar aus.

Das Bedürfnis geliebt zu werden, und die Furcht als nutzlos zu gelten.
Für die positive Wirkung von Märchen auf die Verarbeitung von Agressionen und Ängsten ist allerdings notwendig, dass das Kind einen gewissen Abstand zum Geschehen hat.

Märchen helfen den Kindern bei der Ausbildung seiner Phantasie
Soll eine Geschichte ein Kind fesseln, so muß sie es unterhalten und seine Neugier wecken.
Um aber sein Leben zu bereichern muß sie seine Phantasie anregen und ihn helfen, seine Verstandeskräfte zu entwickeln und seine Emotionen zu klären.

Es stellt für das Kind einen sicheren Schutzwall dar, gegen die verzerrenden comic-strips, gegen phantasielähmende Einflüsse von Fernsehen, bei deren Vorführungen das Kind innerlich wie äußerlich in eine unnatürliche Passivität versetzt wird.

Persönliche Erfahrungen aus meiner Praxis mit Kindern

Mein Interesse am Märchen gründet aber nicht allein auf fachlichen Anylysen seiner Vorzüge, sondern aus meiner Erfahrung mit den Kindern die ich in meiner Gruppe im Kindergarten betreuen durfte. Ich habe persönlich erlebt, wie das Märchen dort einsetzt, wo sich das Kind in seiner seelischen und emotionalen Situation befindet.

Im Märchen kommen die schweren, inneren Spannungen des Kindes so zum Ausdruck, dass es diese unbewusst vesteht und Lösungen anbietet.

Das Märchen holt das Kind dort ab, wo es sich befindet und führt es weiter.

Ich habe z.B. eine Geschichte oder Märchen erzählt, dieses dann anhand eines Puppenspiels vorgespielt. Jeden Tag freuten sich die Kinder ganz besonders auf die Geschichte oder das Puppenspiel. Bald spielten die Kinder selbst Puppenspiele und konnten anhand der Figuren ihre Probleme verarbeiten.
Sie brachten sehr viel Phantasie ein.

Das Puppenspiel ist therapeutisch für Kinder und ihren Ängsten.

Beobachtungen von Kindern im Umgang mit Puppen zeigen deutlich, dass es die Augen sind, die Seelenfenster, die das Kind ansprechen.

Auf der Bühne ist dann alles erlaubt und vor allem auch möglich.

Das unter Minderwertigkeitsgefühlen leidende kleine Mädchen wird zur schönsten Prinzessin. 
Der kleine unterdrückte, scheue Junge zum bösen Räuber.
Die böse Königin darf alle negativen Gefühlsregungen offen äußern,
Der Seeräuber räubern so viel er will.

Tiefe Trauer über den Verlust eines Spielzeugs, oder ein überwältigendes Ereignis ,kann sich in schwarze Raben verwandeln.
Der freche Kasper darf Dinge laut sagen, die man sich sonst nicht zu sagen traut.

Die Symbolsprache der Kinder kann sich voll und ungehindert entfalten – die Puppe bietet Schutz vor direktem Zugriff.

Die Möglichkeit der Identifikation wird gegeben durch die Wahl der Puppe, die gerade die richtige für sein Gefühlsleben ist. 

Um die Probleme zu meistern, muß es verstehen, was in seinen Bewusstsein vorgeht, kann es aber nicht rational, sondern in dem es über die Geschichte nachgrübelt, sie neu zusammensetzt und darüber phantasiert, löst es seine Schwierigkeiten. 

Existenzielle Probleme

Geschwisterrivalitäten, Enttäuschungen, Lösunsung aus der kindlichen Abhängigkeit von den Eltern in die Selbstständigkeit. Erwerben von Selbstbewußstein und Selbstwertgefühl und Pflichtbewusstsein.Soziale Gemütspflege. In dieser Hinsicht haben die Märchen einen unschätzbaren Wert, weil sie der Phantasie des Kindes neue Dimensionen eröffnen, die es sich selbst nicht erschließen könnte. 

Form und Gestalt der Märchen bieten Kinder Bilder an, nach denen es seinen Leben eine Orientierung geben kann.Das Kind muß in seiner Entwicklung lernen, sich selbst immer besser zu verstehen, dann vermag es auch andere zu verstehen und schließlich befriedigende und sinnvolle Beziehungen mit ihnen herzustellen.


Grausamkeiten im Märchen 

Da es sich bei allem Geschehen in den Märchen um innere Vorgänge handelt dürfen auch diese sogenannten Grausamkeiten keinesfalls als solche verstanden werden. Sie sind nur ein bildhafter Ausdruck von Gefühlen und Trieben.

Fast immer richten sich die Übeltäter selbst. 
Es ist der Umgang der Menschenseele mit sich selbst.

Bei der Strafe im Märchen handelt es sich nicht um Mord an einem anderen Menschen sondern um das Überwinden bestimmter innerer Triebkräfte.

z.Beispiel:

Fuß abschlagen: Mit dem Fuß stehen wir fest auf der Erde. Diese Fähigkeit wird also schlagartig geändert. Man hat nicht mehr Stand- und Spielbein, kann nicht mehr standhalten, wird untüchtig zum Lebenswandel, kann keine Fortschritte mehr machen.

Mit dem Abtöten, dieser Kräfte wird angedeutet, dass eine Entwicklungsstufe erreicht ist, in der sie keine Notwendigkeit mehr darstellen.

Was für uns als Strafe erscheint, ist in Wirklichkeit gesetzmäßige konsequente Folge.

Wollte man die gerecht Strafe des Bösen weglassen, würde das Gleichgewicht gestört.

Kinder haben dafür ein instinktives richtiges Empfinden, sie atmen auf, wenn das Böse seine Strafe erhalten hat.

In seinem Buch“Kinder brauchen Märchen“ vertritt Bruno Bettelheim die Meinung, dass die Strafe, die Bösewichter im Märchen erleiden, geradezu notwendig für die psychische Entwicklung des Kindes sei. Kinder brauchen die Zuordnung zu Gut und Böse und die Ausmerzung des Bösen, um Ordnung in ihrem Innersten herzustellen und persönliche Sicherheit zu gewinnen.

Der Wolf ist böse, Rotkäppchen gut, die Hexe ist böse, Hänsel und Gretel gut.

Es braucht eine moralische Erziehung, die ihm unterschwellig die Vorteile eines moralischen Verhaltens nahebringt, dass ihm das Richtige greifbar vor Augen tritt und deshalb sinnvoll erscheint.Um tiefen Sinn zu finden, muß man fähig werden, die engen Grenzen einer engen egozentrischen Existenz zu überschreiten und darauf zu vertrauen, dass man einen bedeutsamen Beitrag zum Leben leisten wird.

Innere Kraftquellen erschließen, um Gefühle, Phantasie und Intelekt einander unterstützen und bereichern. 
Positive Gefühle verleihen uns die Kraft, unseren Verstand zu entwickeln. Nur die Hoffnung auf die Zukunft lässt uns den Widrigkeiten standhalten, denen jeder von uns unvermeidlich ausgeliefert ist.

Man kann die Märchen in 3 Gruppen einteilen:

1. Gruppe: Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft menschlicher Grundtatsachen

bekannte, einfache Märchen für die jüngsten: Sterntaler, Froschkönig, 7 Geißlein, Frau Holle, Schneewitchen, Dornröschen, Rotkäppchen, Hänsel &Gretel, die Gänsemagd uva.

Gemeinsamkeit der Märchen: 

Alle haben zum Ausgangspunkt eine Verlustsituation:

  • Verlust der Eltern,
  • Verlust eines geschätzten Gegenstandes
  • Verarmung, Ausgestoßenwerden,
  • Erkrankung, todesähnlicher Schlaf.
  • Vertauschung der Vorrangstellung,
  • Verschlungenwerden

Allgemein bedeutet dies eine verdunkelnde Kraft gewinnt Herrschaft über den Menschen. 
Der einstige harmonische Zustand ist zerstört.

Dieser Mensch muß sich frei kämpfen.

Mit dem Freiwerden aus der Dunkelheit wird nicht nur der einstige harmonische Zustand wieder herbeigeführt, sondern eine Erhöhung, eine Bereicherung wird erreicht, der Mensch wird erst dadurch in seine eigentliche Bestimmung gesetzt.

2. Gruppe:

Beleuchtung gewisser Situationen und Beziehungen zwischen den geistigen und seelischen Entwicklungsstufen.

Das sind z.B. die Schneidermärchen, Däumling, Hans im Glück, die drei Brüder.

Diese Märchen sind in einem humorvollen Ton gehalten, der einem die Erzählung lieb werden lässt. Meistens werden die menschlichen Schwächen humorvoll gegeißelt.

Die instinktiven Naturkräfte werden in Form von Riesen dargestellt.

3. Gruppe:

Helden und Heldinnen nehmen einen mühseligen und leidvollen Weg aus freiem Entschluß auf sich. Immer wieder nehmen sie Anläufe die Aufgaben und Prüfungen zu lösen. Im russichen Märchen von der Babajaga wird Iwan der Held gefragt: Kommst du freiwillig oder aus Zwang.

 

Einige Beispiele für Märcheninterpretationen

Die Bremer Stadtmusikanten

Vier ausgebrannte Tiere. Ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn. Alle wurden von ihren Herren (die Katze und der Hahn von ihren Frauen) schlecht für ihre treuen Dienste belohnt. Sie sind ausgestoßen und heimatlos.

Sie wehren sich gegen einen unnatürlichen Tod, formieren sich zu einer Art „Selbsthilfegruppe“ unter dem Motto:“Etwas besseres als den Tod findest du überall“

Sie kämpfen für den Erhalt ihres Lebens. Sie sind Hoffnungsträger und geben nicht auf.

Die Tiere haben in der letzten Lebensphase zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückgefunden, ein Leben in Freiheit und gemäß ihrem Wesen zu führen.

Der Esel
Er ist kein Reittier, sondern ein Tragtier, außerordentlich zwiespältig in seinem Wesen, klug und weise in seiner instinktiven Sicherheit, aber auch unberechenbar und störrisch, geduldig im Schleppen von Lasten, widerspenstig gegen den Treiber. Er ist Sinnbild unserer Leibesnatur. Wortspiel:“Ich Esel“, halt die Ohren steif, eine Eselbrücke bauen, sich geeselt haben,

Schon in der griechisch-römischen Antike wurde der Esel mit Sinnlichkeit und Lüsternehit in Verbindung gebracht. Wegen seiner großen sexuellen Potenz und Triebhaftigkeit ordneten die Griechen den Esel dem Gott der Fruchtbarkeit zu..

Da sich für manche Menschen der Sexualtrieb so störrisch wie ein Esel zeigt, weil dieser sich dem Einfluß durch den Willen wiedersetzt, wird der Esel in Beziehung zur männlichen Sexualität gebracht. Obwohl die Beherrschung des Trieblebes erst erlernt werden muß,ist dieses zugleich ein tragendes Element des menschlichen Lebens.

Der Esel wird häufig als störrisches Wesen beschrieben, weil er zuweilen die gefordete Arbeitsleistung verweigert.Er hat instinktive Gründe dafür, dass er sich so verhält.

Seine Anspruchslosigkeit, Genügsamkeit, Ausdauer sind ihm hoch anzuerkennen. Als er merkt, dass sein Herr ihn aus dem Futter nehmen will, reagiert er sehr wachsam und sensibel, begreift sofort worum es geht, und entwickelt eine Idee, wie er sich diesem ansinnen entziehen kann.Dieses Verhalten zeugt von wachen Sinnen, von Intelligenz und von Flexibilität. 

Aufgrund dieser Fähigkeiten erweist er sich als die passende Basis für die spätere Tier-Pyramide. Er ist standfest, tragfähig, intelligent und wahrnehmungsfähig.

Der Hund

Seine hervorstechendste Eigenschaft ist sein Geruchssinn, die Witterung. So wurde er zum Symbol unseres Spürsinns, wir sagen: Da habe ich einen Riecher gehabt.Er ist ein unterschweliger Instinkt, vielseitig wie die zahlreichen Züchtungen des Hundes. Der gute Hund ist der innere Pfadfinder, der böse Hund der Schnüffler, der das Niedere und Gemeine auswittert. Zynismus (griech.) heißt Hundedenkart.

Als Rudeltier hat er akzeptiert vom Menschen angeführt zu werden.

In der Mythologie hat der Hund einen gut-bösen Doppelaspekt, denn er gilt als gottlos und unsittlich, aber auf der anderen Seite auch als Seelenträger,der die verirrten Schafe dem göttlichen Hirten zutreiben soll.

Im Märchen ist er ein kameradschaftlicher Begleiter der Gruppe, der alle möchglichen Wege zielsicher findet aufgrund seines ausgeprägten Geruchssinns. Sein gutes Gehör lässt ihn sehr früh anschlagen, wenn Gefahren auftauchen. Er ist ein Warner ein Beschützer für die gefährdeten Tiere.

Auf einer anderen Ebene repräsentiert der Hund all das was noch unbewusst bleiben will oder unerwachsen ist, wie z.B. das „Hündische“Sklavische“, „Unterwürfige“ im Menschen.

Die Katze

Sie ist Haustier und kleines Raubtier zugleich. Am Abend wird ihr Instinktleben besonders rege, verspielt und schmeichlerisch, aus tiefer Schläfrigkeit plötzlich hellwach. Sie wird zum Symbol für den Liebestrieb, der in unschuldiger Verspieltheit erwachend, den Menschen plötzlich ergreifen kann.

Die Katze ist das einzig weibliche Tier in dieser Gruppe, wodurch ihr eine bestimmte Sonderrolle zukommt.

Da die Katze ein ausgesprochen sensibles Tier ist, verkörpert sie die Weiblichkeit im Menschen.

Die große Fruchtbarkeit der Katzen und ihre Fähigkeit im dunkeln zu sehen, ließen die Katze

als ein Tier erscheinen, das die geheimen Kräfte kennt.

Der Hahn
Sein Imponiergehabe hat ihm die Verbindung mit dem Stolz eingebracht. Er bevorzugt erhöhte Plätze, Balkone, Äste, von denen er das Geschehen überblicken kann.Er gilt als

Symbol der Streitlust und der sexuellen Fruchtbakeit. Er kündigt den neuen Morgen an, wodurch er als Künder des Lichts gilt. Auf symbolischer Ebene auch dafür dass, die Wahrheit ans Licht kommt.Auch im Märchen schreit er so laut, dass er am Gewissen seiner Eigner appelieren will, um am Leben bleiben zu können. Am Ende des Märchens wird durch sein Krähen der abgesandte Räuber verunsichert und hört darin den Richter rufen:“Bringt mir den Schelm“.

In der Tierpyramide der Bremer Stadtmusikanten steht er ganz oben und ist mit seinem Hahnenkamm das gekrönte Haupt der Tiere. Seine erhobene Stellung symbolisiert die Fernsicht und Verteibung der Räuber.

Damit sind die vier Tiere ein Rentnerteam. Sie haben ein gemeinsames Ziel, nämlich dem gewaltsamen, unnatürlichen Tod zu entkommen, indem sie eine neue Lebensphase beginnen.

Es fällt auf, dass alle vier Tiere „Schwellentiere“ sind alle representieren den Übergangsbereich vom Diesseits zum Jenseits, von Oberwelt und Unterwelt, von Bewusstsein und Unterbewusstsein Hier im Märchen haben sie die Aufgabe mit dem Bösen fertigzuwerden und es ins Licht und Heilwerden zu verkehren.

Ist der Mensch Herr seiner Triebe und Instinkte, dann stehen im diese Energien zur Verfügung, sie dienen ihm und lassen sich gezielt und zum eigenen Vorteil einsetzen

Eigentlich sagt das Märchen aus: Herr in seinem eigenen Haus, sprich Leib zu werden.

Lebens-Philosophie

Wenn wir nicht einfach in den Tag hineinleben, sondern uns unserer Existenz voll bewusst sein wollen, ist es unsere größte und schwerste Aufgabe, in unseren Leben einen SINN zu finden.

Die Einsicht in den SINN des Lebens erreicht man nicht einfach plötzlich im Alter, Im Gegenteil, das Wissen um das, was der SINN des Lebens sein könnte oder sollte, ist das Zeichen seelischer Reife und das Ergebnis langer Entwicklung. In jedem Lebensalter suchen und brauchen wir einen Sinn und sei es nur ein Teilsinn, der der Entwicklung der Seele und unseres Begriffsvermögens entspricht. Heute ist es die wichtigste Aufgabe der Erziehung, dem Kind dabei zu helfen, einen Sinn im Leben zu finden.

In unsere Kultur besteht die Neigung besonders, wenn es um Kinder geht so zu tun, als existiere die dunkle Seite des Menschen nicht.

Die Psychoanalyse soll das Leben leicht machen. Freuds Rezept:“Nur durch mutiges Kämpfen gegen scheinbar überwältigende Widrigkeiten kann es dem Menschen gelingen, seinen Leben einen SINN abzugewinnen.

In fast allen Märchen sind gut und böse in bestimmten Figuren verkörpert – so wie Gut und Böse auch im Leben jederzeit gegenwärtig sind und wie der Hang zu beidem in jedem Menschen liegt. Gerade diese Zweiheit verursacht das moralische Problem und erfordert den Kampf um seine Lösung.

Das Böse ist nicht ohne Faszination – es wird zum Beispiel durch die Kraft des Riesen oder Drachen, der Zauberkunst der Hexe oder die Allwissenheit der Königin in „Schneewitchen“ symbolisiert. Die Gestalten im Märchen sind nicht ambivalent, also nicht gut und böse zugleich wie wir alle es in Wirklichkeit sind. Da aber Polarisierung den kindlichen Geist beherrscht hat sie auch im Märchen Vorrang.

Eine Person ist entweder gut oder böse, aber nichts dazwischen. Der eine Bruder ist dumm, der andere klug. Eine Schwester ist tugendhaft und fleißig, die anderen Schwestern verdorben und faul. Eine ist schön die andere ist hässlich..

Mit Doppeldeutigkeiten muß man warten, bis aufgrund positiver Identifikationen eine relativ feste Persönlichkeit entstanden ist. Erst auf dieser Grundlage kann das Kind erkennen, dass große Unterschiede zwischen den Menschen bestehen und dass man sich deshalb entscheiden muß, wem man gleichen will.je einfacher und gerader eine gute Gestalt ist, um so leichter fällt es dem Kind sich mit ihr zu identifizieren.

Der Kern dieser Geschichten ist nicht die Moral, sondern vielmehr die Versicherung, dass man Erfolg haben kann.

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